top of page

Ausstellung 'EchtFalsch' im KreativCafé Altona

Kreative Fälschungen im KreativCafé zu besichtigen

Map_Button_rund_TEXT.png

040 / 34 86 68 51

Schanzenstraße 32, 20357 Hamburg

Mo. - Fr. 9:30 bis 15 Uhr, Ausstellung bis 30. November 2023

Kunst galt einmal als Handwerk. Der Meister hatte seine Werkstatt und seine Lehrlinge, und was die zum Werk beitrugen, wurde unter des Meisters Namen veröffentlicht. Das ist lange her, und seitdem hat sich die Kunst zu einer Art Zauberei ganz eigener Art verselbstständigt und sich seit den 1960er-Jahren sogar von der Verbindlichkeit der traditionellen Ausdrucksmedien – Malerei, Grafik, Skulptur – verabschiedet. Performance, Installationen (Environment), Land Art, Objekte, Happenings haben die Ausdruckspalette erweitert. Wer dagegen heute von 'Kunsthandwerk' spricht, meint etwas ganz anderes, nämlich Gebrauchskunst wie Schmuck oder Töpferei. Während Kunst und Handwerk also deutlich auseinandergetreten sind, erfreut sich eine Kunst immer noch ihres Handwerksstatus', nämlich die Kunst des Fälschens, das Fälscherhandwerk. Hier geht es wirklich ums Detail, denn die Fälschung darf als solche nicht auffliegen. Fliegt sie auf, ist es mit den für ein vermeintliches Original geforderten hohen Preisen ebenso vorbei wie mit der Freiheit des Fälschers – denn der wandert ins Gefängnis. 

In der Fälscherwerkstatt des Altonaer KreativCafés wird, um solch unerfreuliche Konsequenzen zu vermeiden, mit offenen Karten gespielt. In der am 1. Juni eröffneten neuen Ausstellung des Altonaer KreativCafés 'EchtFalsch' präsentiert die seit rund einem Jahr aktive Werkstatt ihre Ergebnisse, und die verweisen auf einen ganz anderen Aspekt des Fälschens, nämlich die Originalität und Eigenständigkeit der fälschenden Aneignung. Jede Fälschung ist auf ihre Weise eben auch wieder ein Original. Zu besichtigen ist die umfangreiche Produktion – chronologisch aufgehängt an Wäscheleinen – im Hinterhof der ehemaligen Messerschleiferei Jürges, den seine transparente Überdachung in ein durchaus passendes warmes Atelierlicht taucht. 

Dabei nehmen sich die Namen der bisher gefälschten Künstler*innen weitgehend wie ein ‚who is who‘ der klassischen Moderne aus: Klee, Kahlo, Feininger, Miro, Dali... Oberfälscher Florian – unter seiner Anleitung finden die Fälschertreffen wöchentlich statt – gräbt aber auch gerne Randfiguren wie etwa die Surrealistin Leonor Fini oder den Außenseiter Felix Vallotton wieder aus, was in der Ausstellung zu anregenden Wiederentdeckungen führt. Dass die Fälschungen vor Ort auch – zu moderaten Preisen – erworben werden können, ließen sich manche Vernissage-Gäste nicht zweimal sagen, und so kam es in deren Verlauf wiederholt zur Vergabe roter Punkte (= verkauft!). Doch auch reproduziert, als Kalender oder als Postkarte, werden die Fälschungen angeboten. Über berühmte Fälschungsfälle kann man sich außerdem anhand von Texttafeln an einer Säule schlau machen, einschließlich des grotesken Falls der vermeintlichen Hitler-Tagbücher. 

Sollten sich übrigens an den quer durch den Raum gespannten Wäscheleinen aufgrund der Nachfrage zu große Lücken ergeben, können diese aus offenbar umfangreichen Archivbeständen leicht wieder gefüllt werden. So gesehen handelt es sich bei ‚EchtFalsch‘ auch um eine sich wandelnde Ausstellung, die alle paar Tage mit neuen Exponaten aufwartet. Echten Fälschungssammlern ist anzuraten, hier wiederholt vorstellig zu werden. 

Begleitet wurde das gesellige Event wie schon bei der ersten Ausstellung von einem exquisiten Buffet des hauseigenen Café-Betriebs. Flammkuchen und Mini-Franzbrötchen erfreuten den Gaumen der Gäste, erfrischender kalter Rooibos- und Früchtetee ließen den üblichen Prosecco in Vergessenheit geraten. Kurzum, diese Ausstellung macht die ehemalige Messerschleiferei Jürges zu einer Kunsthalle im Kleinen und eröffnet ganz neue, ungewohnte Sichtweisen auf die Klassiker der Moderne.

bottom of page